Acht Keyfindings aus der „Offensive: Arbeitsmarkt“ zum Thema „Jugend ohne Chance?“
Derzeit suchen fast 53.000 junge Menschen in Österreich Ausbildungs- oder Arbeitsplätze. „Auch Schülerinnen und Schüler brauchen deutlich mehr Unterstützung zur Bewältigung der durch Corona entstandenen Nachteile“, sagt AK Arbeitsmarktexpertin Silvia Hofbauer. Im Rahmen der „Offensive: Arbeitsmarkt“ wurde in der AK zum Thema „Jugend ohne Chance?“ diskutiert.
Die Keyfindings aus der Debatte, an der neben Silvia Hofbauer Wifo-Ökonomin Julia Bock-Schappelwein, Britta Schmidjörg (WUK Jugendcoaching Coaching Plus) sowie die Journalistin Melisa Erkurt teilnahmen:
+ Junge Menschen sind unter anderem deshalb so stark von Arbeitslosigkeit betroffen, weil sie oft jene sind, die zuletzt kamen und deshalb als erste gekündigt wurden. Derzeit sind fast 36.000 Menschen zwischen 20- und 24 Jahren als arbeitslos beim AMS gemeldet. Viele von ihnen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Für sie braucht es die Möglichkeit, Ausbildungen bzw. Ausbildungsabschlüsse nachzuholen oder sich beruflich umzuorientieren in einen zukunftsträchtigeren Beruf.
+ Im Herbst droht eine große Lehrstellenlücke. Ende Juli waren 11.613 Lehrstellensuchende beim AMS gemeldet, das sind jene, die sofort eine Lehrstelle antreten könnten. Dazu kommen noch die Jugendlichen, die derzeit in einer kurzfristigen Schulungsmaßnahme sind oder erst im Herbst eine Lehrstelle antreten können. Dies sind in Summe fast 28.000 Jugendliche unter 19 Jahren. Sofort verfügbare Lehrstellen gab es Ende Juli 6.130. Laut Umfragen wollen weniger Betriebe Ausbildungen anbieten.
+ Es braucht mehr Plätze in der Überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA) – für bis zu 7.500 Personen zusätzlich. Die zusätzlichen Ausgaben für dieses Jahr kann das AMS organisieren. Für 2021 gibt es jedoch noch keine Budgetzusage der Bundesregierung. Und es braucht die Einrichtung von Ausbildungsverbünden, eine Bindung der Vergabe von öffentlichen Aufträgen an das Vorliegen von Lehrverhältnissen und mehr Lehrstellen im öffentlichen Bereich.
+ Weil der Lehrstellenmarkt verstopft ist, werden deutlich mehr Schulplätze im Herbst gebraucht werden.
+ Besonders wenig Chancen haben MigrantInnen-Kinder, denen die Eltern wenig Unterstützung in der Schule geben können. Aus diesem Grund braucht es eine andere Form der Schulfinanzierung (Chancenindex) und Ganztagsschulen.
+ Jugendliche brauchen bessere digitale Kompetenzen. Viele kennen sich mit Social Media aus, aber nicht mit Programmen wie Word. Dazu braucht es verbesserte Bedingungen für digitales Lernen, vor allem bessere technologische Ausstattung, die allen Jugendlichen die Teilnahme ermöglicht.
+ Die Gruppe der 15 bis 25-Jährigen ist eine sehr heterogene Gruppe. Da gibt es Jugendliche, die Lehrstellen suchen, die eine Lehre absolvierten, MaturantInnen, Studierende, deshalb gibt es auch nicht nur eine Lösung, sondern es braucht mehrere Wege.
+ Jugendlichen mit Erkrankungen würden Ausbildungsformen mit geringerer zeitlicher Belastung und längerer Lehrzeit helfen, das Angebot dafür ist jedoch zu gering. Wien (OTS)